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Die Aussichten vieler deutscher Abiturienten auf einen akademischen Abschluss werden immer schlechter


urbs-media, 1.2.2010: Im Jahre 2003 begannen die Hochschulen in Deutschland mit der Umstellung der bisherigen Diplomstudiengänge auf das zweistufige System aus Bachelor und Master. Inzwischen sind die meisten Studiengänge auf die neuen Abschlüsse umgestellt. Statt der von den Bildungspolitikern versprochenen Verbesserungen hat sich das Bachelor-Studium für viele Studenten zu einem wahren Alptraum entwickelt. Denn die Lehrpläne der früheren Diplomstudiengänge wurden ohne Rücksicht auf Verluste in ein dreijähriges Kurzstudium gepresst. In der Süddeutschen Zeitung vom 28.4.2009 spricht man deshalb folgerichtig von der "Bachelor-Blamage" und zitiert Professoren mit dem Satz: "Die Universitäten haben sich in ein Irrenhaus verwandelt."

Das gegenwärtige bildungspolitische Chaos in Deutschland kam im übrigen keinesfalls überraschend. Die urbs-media Redaktion hatte schon im März 2004 in einem Kommentar eindringlich vor der Übertragung des anglo-amerikanischen Studiensystems auf Deutschland gewarnt.

Die Zahl der Studienabbrecher in Deutschland steigt auf einen Höchststand

Statt die Abbrecherquote zu senken hat die Einführung der Bachelor-Studiengänge in Deutschland die Zahl derjenigen Studenten, die die Hochschulen ohne Abschluss verlassen, auf einen bisher nie gekannten Höchststand getrieben. Nach einer aktuellen Untersuchung des Hochschulinformationssystems (HIS) scheitert inzwischen jeder dritte Bachelor-Student. Dagegen liegt die Abbrecherquote bei den nicht reformierten Studiengängen nur bei 20 Prozent. Ursache für einen Studienabbruch sind dabei mehrheitlich Probleme mit der Stoffbewältigung. Dies kann auch nicht verwundern, denn selbst Hochschulprofessoren geben unter der Hand zu, dass der Bachelor in vielen Fällen gar nicht studierbar ist.

Hinzu kommt, dass sich auch die finanziellen Rahmenbedingungen für Studenten stetig verschlechtert haben. Der BAföG-Höchstsatz von 648 Euro für Studenten mit eigener Wohnung liegt deutlich unter den tatsächlichen Lebenshaltungskosten. Deshalb sind viele Studenten dazu gezwungen, neben dem Studium und in den Semesterferien Geld zu verdienen. So verwundert es auch nicht, wenn knapp 20 Prozent der Studienabbrecher finanzielle Probleme als Grund für ihr Scheitern angeben.

Die geplante BAföG-Erhöhung ist völlig unzureichend

Unter dem Druck der Studentenproteste Ende 2009 sah sich die Bundesregierung gezwungen, den Studierenden in Deutschland zumindest etwas entgegenzukommen. Neben der Aussicht auf Studienreformen für künftige Studienanfänger (die bisherigen Studenten müssen sich weiterhin nach den alten unbrauchbaren Lehrplänen durchkämpfen), soll es 2010 oder 2011 eine BAföG-Erhöhung geben. Hier greift die Bundesbildungsministerin Schavan voll in die Schatztruhe und will satte 2 Prozent mehr bewilligen (Rheinische Post vom 18.1.2010). Damit würde der Förderungshöchstsatz für bei den Eltern wohnenden Studenten um 9,56 Euro auf 487,56 Euro steigen und Studenten mit eigener Wohnung könnten sich um zusätzlich 12,96 Euro freuen (insgesamt dann 660,96 Euro). Damit fehlen zum aktuell von der Westdeutschen Zeitung (WZ vom 14.1.2010) ermittelten tatsächlichen Mindestbedarf für einen Studenten in Düsseldorf z.B. immer noch knapp 100 Euro pro Monat.

Aber nicht nur die prekäre Finanzsituation während des Studiums und die zusätzlichen staatlichen Studiengebühren schrecken viele Abiturienten von einem Studium ab. Hinzu kommt die Angst vor den BAföG-Schulden nach dem Studienende und der unsicheren beruflichen Perspektive. So verwundert es auch nicht, dass der Anteil der Abiturienten, die nach der Schule kein Studium beginnen wollen oder können, immer mehr ansteigt. Banklehre statt BWL-Studium oder Handwerkslehre statt Ingenieurstudium sind für viele Abiturienten inzwischen die bittere Alternative. Statt einer Management-Karriere landen viele Abiturienten dann bei Sparkassen, Versicherungen und Banken und üben dort zeitlebens die Funktion eines "menschlichen Bankautomaten" aus. Das scheint die Bildungspolitiker in Berlin aber nicht zu stören, gibt es für die notwendigen Führungspositionen in Deutschland doch ausreichend studierte Nachwuchs-Kräfte im Ausland.

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