interessante Internet-Seiten
aktuelle
WEB-Tipps
www.urbs.de
Kommentare gegen die politische Demenz
Startseite von urbs-media - www.urbs.de  Homepage
Zur übersicht: Alle Kommentare von 2004  Übersicht

Vom Bachelor-Examen unmittelbar zum Arbeitsamt


urbs-media, 1.3.2004: Nach der Gesundheitsreform, der Rentenreform und der Steuerreform arbeiten die Politiker in Deutschland an einer weiteren Reform, der so genannten Bildungsreform. Neben der schulischen Bildung sind auch die gegenwärtigen Hochschulabschlüsse in das Visier der Bildungs-Reformer geraten. Das Zauberwort hierbei heißt Ersetzung der bisherigen Diplom-Studiengänge durch ein zweistufiges System mit Bachelor- und Master-Abschlüssen.

Hierbei ist nicht nur für die so genannte Agenda des Bundeskanzlers das Jahr 2010 ein magisches Datum. Denn bis zum Jahr 2010 sollen in Deutschland auch sämtliche Studiengänge dem neuen Standard angepasst werden. Bereits jetzt beginnen z.B. in Nordrhein-Westfalen etwa 20 Prozent aller Studienanfänger ein Bachelor-Studium. Damit nimmt das Land NRW bundesweit einen Spitzenplatz ein.

Übernahme des anglo-amerikanischen Studiensystems

Vorbild für die neuen Studiengänge ist das englische Bildungssystem. Dort gibt es ein im Regelfall dreijähriges Grundstudium, das mit dem Bachelor-Abschluss endet. Und wer nun wissen will, was ein "Bachelor" eigentlich ist, dem sei ein Blick ins Lexikon empfohlen. Dort steht schlichtweg "Junggeselle". Wer nach der "Junggesellenzeit" dann vertieft in sein Studienfach einsteigen will, muss noch weitere drei Jahre dranhängen und kann dann den Master-Abschluss machen. Dabei belässt es in der Praxis ein großer Teil der Studenten in England und Amerika beim "Junggesellen-Examen". Die Befürworter dieses Systems rühmen vor allem, dass die Studenten in England im Durchschnitt bereits mit 22 Jahren ins Berufsleben einsteigen, während ihre Kommilitonen in Deutschland ihr Studium erst mit 28 Jahren abschließen.

Was kommt nach dem Bachelor-Abschluss

Experten warnen schon jetzt, dass der Bachelor-Abschluss in Deutschland möglicherweise direkt in die Arbeitslosigkeit führt. Denn die Unternehmen bevorzugen derzeit eindeutig Hochschul-Absolventen mit dem bewährten Abschlusszeugnissen, im Regelfall also dem Diplom. Das Magazin "Junge Kariere" hat in diesem Zusammenhang bei einer Umfrage festgestellt, dass sich gerade einmal 9 Prozent der Betriebe in Deutschland vorstellen können, einen Universitäts-Absolventen mit dem Bachelor-Examen einzustellen. Und auch beim Magister-Examen liegt die Akzeptanzquote der Firmenchefs gerade einmal bei 33 Prozent.

Bachelor-Abschluss als zertifizierter Studienabbruch

Das Problem bei den neuen Studienabschlüssen in Deutschland ist, dass hierbei zwar die Bezeichnungen geändert wurden, die Studieninhalte jedoch nahezu unverändert geblieben sind. Folglich wird den Studenten bis zum Bachelor-Examen häufig gerade einmal das notwendige Grundlagenwissen in ihrem Studienfach vermittelt. Viele Kritiker sprechen in diesem Zusammenhang beim Bachelor-Abschluss auch von einer aufgewerteten Zwischenprüfung. Noch drastischer drückt es die Westdeutsche Zeitung vom 7.10.2003 aus: "Das Bachelor-Examen gilt bei vielen Firmen als zertifizierter Studienabbruch."

Amerika ist nicht Deutschland

Das eigentliche Problem der deutschen Studienreform ist, dass hier unkritisch auf ausländische Vorbilder zurückgegriffen wird. Doch die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem englischen bzw. amerikanischen Bildungssystem beschränken sich nicht auf die Hochschulausbildung. Wer z.B. in den USA eine weiterführende Schule besucht, der hat bei weitem nicht das Wissen erworben, das ein Abiturient in Deutschland hat. Die deutsche Abiturwissen erwerben die meisten Schüler in Amerika und England erst beim Grundstudium. Dies weiß jeder, der einmal mit deutschen Austauschschülern oder Austauschstudenten gesprochen hat. Dort hört man einhellig, dass die fachlichen Anforderungen in den amerikanischen Schulen auf sehr niedrigem Niveau sind und ein großer Teil der Schulzeit mit Sport ausgefüllt wird.

Deutsche Universitäten müssen besser ausgestattet werden

Schon beim Jurastudium in Köln von 1976 bis zum 1. Staatsexamen hatte diese Universität den Charme einer "Dritte-Welt-Hochschule". Überfüllte Hörsäle und veraltete Literatur sind die wesentlichen Erinnerungen an die Studienzeit. Wer jetzt nach ca. 20 Jahren an die "Stätte seiner Lehre" zurückkehrt, der wird die Räume in fast unverändertem Zustand wiederfinden. Und auch in den Bücherregalen stehen viele vertraute Freunde aus alten Tagen, fehlt den Universitäten doch schlichtweg das Nötigste: Geld für neue Lehrmittel. Wirklich auffällig ist lediglich eine Änderung, und die hat sich außerhalb der Gebäude abgespielt: Dort, wo die Studenten früher am Zülpicher Wall kostenlos parken konnten, stehen jetzt Parkscheinautomaten!

>> Diesen Kommentar weiterempfehlen <<



urbs-media GbR
http://www.urbs.de