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Die Gnade der späten Geburt produziert nur aufgeregtes Geschnatter über einen großen deutschen Schriftsteller


urbs-media, 4.9.2006: Ein Blick auf den Kalender zeigt, wir haben jetzt September 2006 und der Zweite Weltkrieg ist seit mehr als 60 Jahren vorbei. Dennoch könnt man glauben, die Entnazifizierungs-Truppen wären noch allgegenwärtig. Und weil es kaum noch etwas zu bemäkeln gibt, da werden jugendliche Wehrpflichtige zu potentiellen Kriegsverbrechern stilisiert, zu Unpersonen, deren ganzes späteres Leben nach dem Willen der selbsternannten Tugendwächter plötzlich keinen Pfifferling mehr zählt. Ein erschreckendes Beispiel, wie derartige Feldzüge in Deutschland immer noch ablaufen, zeigt die Medienkampagne über die angebliche SS-Karriere von Günter Grass.

Deutsche Literatur im 20. Jahrhundert

In Deutschland sind wir mit international anerkannten Literaten derzeit wahrlich nicht reich gesegnet. Das war zu Beginn des 20. Jahrhunderts einmal anders, als innerhalb von 18 Jahren insgesamt fünf Deutsche mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt wurden: Theodor Mommsen (1902), Rudolf Eucken (1908), Paul Heyse (1910), Gerhart Hauptmann (1912) und Thomas Mann (1920).

Dann dauerte es 26 Jahre, bis im Jahr 1946 mit Hermann Hesse erneut ein Schriftsteller aus Deutschland mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Im Jahre 1972 folgte dann Heinrich Böll und schließlich wurde 1999 Günter Grass mit der höchsten Literaturauszeichnung geehrt. Hierbei muss es sich jedoch um einen grundlegenden Irrtum gehandelt haben, glaubt man den Aussagen eines gewissen Hellmuth Karasek (Literaturkritiker). Grass habe sich den Nobelpreis erschlichen, so wird Karasek z.B. in der Rheinischen Post vom 14.8.2006 zitiert. Und auch andere ausgewiesene "Kenner" der deutschen Geschichte wie der Vorsitzende der Jungen Union Philipp Mießfelder (Die Alten müssen endlich den Löffel abgeben) und Wolfgang Börnsen (Kulturexperte der CDU) verlangen öffentlich von Grass die Rückgabe des Nobelpreises.

Dummschwätzer mit der Gnade der späten Geburt

Wie kommen die literarischen Federquäler und politischen Dummschwätzer eigentlich dazu, über Dinge zu reden oder zu schreiben, von denen sie keine Ahnung haben? Können sie auch nicht, woher denn, wenn sie selbst die Gnade der späten Geburt für sich in Anspruch nehmen. Wie kommt unsere Kanzlerin mit eindeutiger DDR-Biographie dazu, dem Schriftsteller Günter Grass die angebliche zu späte Offenbarung seiner zwangsweisen Dienstzeit bei der Waffen-SS zum Vorwurf zu machen? Da grenzt es schon an Wahnsinn, wenn ein gewisser Rolf Hochhuth (es soll sich um einen Dramatiker handeln) Grass als "ekelhaft empfindet".

Wollen wir das "Verbrechen" des damals 17-Jährigen doch einmal realistisch betrachten: Kriegsdienstverweigerung wurde mit dem Tode bestraft und man kann Grass nur vorwerfen, dass er sich damals nicht hat erschießen lassen! Ekelhaft ist also nicht das Verhalten von Günter Grass, sondern das Gekreische seiner Kritiker. Um die Angelegenheit realistisch zu betrachten, muss man vermutlich heute über 80 Jahre alt sein. So haben dann z.B. Ralph Giordano (83) und Walter Jens (83) folglich auch keine Probleme mit den Bekenntnissen von Günter Grass.

Die Moralkeule wirkt heute mehr den je

In Deutschland herrscht über 60 Jahre nach Kriegsende immer noch ein geistiger Ausnahmezustand. Und das schlimme daran: In den letzten 15 Jahren ist das geistige Klima in diesem unserem Land laufend schlechter geworden. Nicht umsonst hat der Schriftsteller Martin Walser in der Paulskirche am 11. Oktober 1998 die Zuhörer darauf hingewiesen, dass die Zeit des Nationalsozialismus von interessierten Kreisen zu bestimmten Zwecken instrumentalisiert wird. In diesem Zusammenhang hat Walser dann von der "Moralkeule" gesprochen.

Und genau den Einsatz dieser seit vielen Jahren bewährten Keule können wir gegenwärtig gegen Günter Grass beobachten. Dabei ist es bestimmt kein Zufall, dass sich hierbei Politiker aus Polen und Vertreter jüdischer Organisationen mit herabwürdigenden Äußerungen besonders hervortun. Verblüffend ist dabei das Maß an Aufmerksamkeit, das die deutschen Medien den Kritikern von Grass schenken. Dies steht in keinem Verhältnis zur Meinung in der deutschen Öffentlichkeit. Eine in der Basler Zeitung veröffentlichte Umfrage belegt eindeutig: 87 Prozent der Deutschen wollen nicht, dass Grass den Literaturnobelpreis zurück gibt!

Deutschland leidet immer noch unter geistiger Fremdherrschaft

Die Ursache für das lange Schweigen von Günter Grass zu seinen Kriegserlebnissen hat einen klaren Grund. Auch hier gibt der Schriftsteller Martin Walser in der ZDF-Sendung "aspekte extra" eine Antwort, die man sich in dieser Offenheit aber nur leisten kann, wenn man Österreicher ist und nicht in Deutschland leben muss: "Es herrscht hier kein Klima, das einlädt, mit sich selbst freimütig abzurechnen und entspannt darüber zu sprechen, was einem passiert ist. Es ist ein Klima der Vergiftungen, der schnellen Verdächtigungen und des Rufmordes."

Fragt sich nur, wie die Moralkeule funktionieren soll, wenn die letzten Menschen in Deutschland gestorben sind, die das Jahr 1945 noch erlebt haben. Aber auch hierfür haben unsere geistigen "Lehrmeister" schon eine Lösung parat. In den Nationalsozialismus schuldhaft verstrickt sind auch diejenigen, die einen Vater, eine Mutter, eine Großmutter oder einen Großvater hatten. Und fertig ist die Moralkeule für die nächsten Generationen: die Geschichte von der Kollektivschuld oder von der Erbsünde, Deutscher zu sein!

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