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In zwei Generationen vom Volk ohne Raum zum Raum ohne Volk


urbs-media, 3.4.2006: Derzeit überbieten sich die Akteure auf der politischen Arena mit Vorschlägen, wie der Geburtenrückgang in Deutschland gestoppt werden kann. Dabei gehen die Parteien wie gewohnt nach dem Prinzip "Zuckerbrot und Peitsche" vor, z.B. kostenlose Betreuung im Kindergarten und halbierte Renten für Kinderlose. Die Tatsache, dass die Zahl der Todesfälle in Deutschland die Zahl der Geburten übersteigt, ist jedoch bereits seit über 25 Jahren allgemein bekannt und wurde sogar schon in der Literatur thematisiert. Denn bereits im Jahre 1980 hat der Schriftsteller Günter Grass in seinem Buch "Kopfgeburten oder die Deutschen sterben aus" darüber spekuliert, wie die Welt ohne die Deutschen aussehe würde. So betrachtet ist das gegenwärtige hysterische Getue der Politik nur ein alter Hut, ein Griff in die politische Mottenkiste und schlichtweg populistisches Geschwätz.

Die wahren Ursachen für den Bevölkerungsrückgang in Deutschland

Wenn in Deutschland über die Bevölkerungsentwicklung und die Zukunft des Rentensystems diskutiert wird, dann sind die so genannten Meinungsführer mit der Ursachenbenennung sehr schnell bei der Hand: In Deutschland werden zu wenig Kinder geboren! Dabei verweisen sie gerne auf die Zahlen des statistischen Bundesamtes, wonach im Jahre 2004 die Zahl der Todesfälle die Zahl der Geburten um 112.632 überstieg. Und selbst unter Berücksichtigung des Zuwanderungsüberschusses sank die Zahl der in Deutschland gemeldeten Personen innerhalb eines Jahres um über 30.000.

Betrachtet man die Zahlen des Statistischen Bundesamtes jedoch genauer, dann stößt man auf eine weitere interessante Zahl. Allein im Jahre 2004 haben über 150.000 Deutsche ihre Heimat verlassen, um im Ausland ihr Glück zu suchen. Innerhalb der vergangenen 10 Jahre summiert ich die Zahl der Deutschen, die z.B. in die Schweiz, nach England, nach Australien, nach Kanada oder in die USA ausgewandert sind, auf knapp 1,3 Mio. Personen. Und bekanntlich sind es in erster Linie deutsche Facharbeiter und deutsche Akademiker, die wegen der in Deutschland vergleichsweise schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen ins Ausland gehen. Der wirtschaftliche Schaden für das deutsche Rentensystem durch Auswanderung liegt damit deutlich höher als die fehlenden Beitragseinnahmen durch den Sterbefallüberschuss. Dass die Bundesregierung den Zusammenhang zwischen der hohen Zahl von Auswanderern und den fehlenden Beitragseinnahmen der Rentenkassen mit keinem Wort erwähnen, hat einen ganz einfachen Grund: Wer gibt schon gerne öffentlich zu, dass er allein im Jahr 2004 mit seiner Politik über 150.000 Leistungsträger aus Deutschland vertrieben hat?

Der Zusammenhang zwischen Lohnentwicklung und Geburtenrate

Ein Blick auf die Statistik zeigt außerdem, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Zahl der Geburten und der Lohnentwicklung gibt. Dabei fällt zunächst auf, dass Deutschland sowohl das Land mit der niedrigsten Geburtenrate in Europa (8,5 Geburten je 1.000 Einwohner) als auch das Land mit der schlechtesten Entwicklung der Reallöhne innerhalb der letzten 10 Jahre ist (- 0,9 Prozent).

Ganz anders sieht das Bild in den Ländern aus, in denen die Bevölkerung in den letzten 10 Jahren den Lebensstandard (die Reallöhne) deutlich steigen konnte. USA: Lohnzuwachs 19,6 %, 14,2 Geburten je 1.000 Einwohner. Frankreich: Lohnzuwachs 8,4 %, 12,7 Geburten je 1.000 Einwohner. Großbritannien: Lohnzuwachs 25,2 Prozent, 12,0 Geburten je 1.000 Einwohner. Niederlande: Lohnzuwachs 11,9 %, 11,9 Geburten je 1.000 Einwohner. Schweden: Lohnzuwachs 25,4 %, 11,2 Geburten je 1.000 Einwohner.

Lieber Gott, mach mich nicht groß, ....

Was wäre eigentlich, wenn es in Deutschland bei der Geburtenrate französische oder englische Verhältnisse gäbe? Wären unsere Rentenkassen dann saniert oder ist der von den Politikern immer wieder beschworene positive Zusammenhang zwischen Bevölkerungszuwachs und Alterssicherung in Wahrheit nur ein Trugbild? Um diese Frage zu beantworten, benötigen wir neben dem Faktor "Kinder" noch eine weitere Variable, nämlich die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse. Denn was nützen viele Kinder, wenn diese wie z.B. in Frankreich nach dem Ende ihrer Ausbildung keine Arbeit finden (Jugendarbeitslosigkeit gut 25 %)?

Eines dürfte in Deutschland doch nun wirklich unstreitig sein. Bei gegenwärtig ca. 5 Mio. offiziell registrierten Arbeitslosen und einem jährlichen Verlust von über 100.000 Arbeitsplätzen (z.B. durch Firmenverlagerungen nach Osteuropa) gibt es ökonomisch betrachtet überhaupt keinen Spielraum für eine wachsende Bevölkerung. Brutal ausgedrückt: Viele der Kinder von heute sind die Arbeitslosen von morgen, weil in Deutschland bereits jetzt die Zahl der Arbeitsplätze schneller sinkt als die Zahl der Erwerbsfähigen. Nicht umsonst gibt es in Deutschland inzwischen ein neues Gute-Nacht-Gebet für Kinder: "Lieber Gott mach mich nicht groß, denn sonst werde ich arbeitslos."

Erst wächst die Wirtschaft, dann kommen die Kinder von alleine

Wir haben also gelernt, dass die Bevölkerungspolitik ein wesentlicher Teil der Wirtschaftspolitik ist. Und weil die jeweiligen Regierungen während der vergangenen 30 Jahre wirtschaftspolitisch kläglich versagt haben, klappt es auch mit den Geburten nicht mehr. Und das schlimmste: Gerade Akademikerehen bleiben in Deutschland überaus häufig kinderlos. Eine Ursache hierfür ist vermutlich der Trend, Hochschulabsolventen über Jahre hinweg nur noch in niedrig oder gar nicht entlohnten Praktika zu beschäftigen. Und die Unsicherheit über die wirtschaftliche Zukunft ist einer der Hauptgründe für "gewollte" Kinderlosigkeit. Vom Praktikum direkt in die Rente würde es daher für viele deutsche Akademiker heißen, wenn sie nicht bei Zeiten die Reißleine ziehen und sich eine Stelle im Ausland suchen.

Aber warum funktioniert in Deutschland nicht, was in den meisten anderen europäischen Ländern überhaupt kein Problem ist? Wieso konnten die Reallöhne während der letzten 10 Jahre in Großbritannien und Schweden um mehr als 25 % steigen, während gleichzeitig den Deutschen der Gürtel immer enger geschnallt wurde? Die Antwort darauf ist jedoch recht einfach: Was auch immer in der Welt passiert, die deutschen Regierungen zücken das Scheckbuch, erhöhen sogar Steuern und bezahlen: Milliarden von Kohl an Amerika für den ersten Irak-Krieg, Milliarden über 50 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs für ehemalige Zwangsarbeiter, Milliarden an die EU, Milliarden an die Opfer von Naturkatastrophen in aller Welt, zusätzliche Milliarden von Frau Merkel für die osteuropäischen EU-Länder, um nur einige Beispiele zu nennen. Genau dieses Geld fehlt jetzt in Deutschland, um im Inland für mehr Kaufkraft und damit mehr Arbeitsplätze und letztendlich auch mehr Kinder zu sorgen. Die deutsche Finanzkrise und damit der Geburtenrückgang sind also überwiegend hausgemacht, weil den Politkern in Deutschland eine "gute Presse" im Ausland wichtiger ist als die Zukunft des eigenen Volkes. Und da macht es keinen Unterschied, ob der Regierungschef nun Kohl, Schröder oder Merkel heißt.

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