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Die Bildungspolitik ist eine wesentliche Ursache für den wirtschaftlichen Niedergang in Deutschland


urbs-media, 7.2.2005: Seit der Veröffentlichung der ersten Pisa-Studie im Dezember 2001 wimmelt es in Deutschland von selbst ernannten Bildungsexperten: Die Schul- und Ausbildungszeiten in Deutschland sind zu lang, der Leistungsstand der Schüler in Deutschland ist im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich, zu viele Studenten in Deutschland verlassen die Universitäten ohne einen Abschluss und die Trennung der Schulen in Deutschland in Hauptschule, Realschule und Gymnasium ist sowieso an allem Schuld. Wie in anderen Bereichen der Politik kochen auch beim Bildungswesen wieder Interessengruppen und Polit-Idiologen ihr Süppchen und sorgen mit abstrusen Vorschlägen und Maßnahmen dafür, dass für die breite Masse der Deutschen alles nur noch schlimmer wird.

Zahl der Privatschulen nimmt unaufhaltsam zu

Viele staatliche Grundschulen sind auf Grund der Klassenzusammensetzung kaum noch in der Lage, ihren Schülern die Grundlagen für eine erfolgreichen Start ins Berufsleben zu vermitteln. Denn wo Deutsch in der Schulklasse praktisch zur Fremdsprache verkommt, da ist es kein Wunder, wenn die Pisa-Studie insbesondere den Hauptschülern in Deutschland gravierende Defizite beim Textverständnis attestiert.

Eltern, die es sich irgendwie finanziell leisten können, schicken ihre Kinder inzwischen auf private Grundschulen, z.B. auf eine so genannte "Freie Christliche Schule". Man mag dem religiösen Anspruch dieser Privatschulen mit gemischten Gefühlen begegnen, jedenfalls sind die Mädchen und Jungen am Ende des vierten Schuljahres der deutschen Sprache mächtig und haben im Regelfall die notwendigen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Wechsel auf weiterführende Schulen.

Das rot-grüne Gegenrezept: Die Einheitsschule bis zum 8. oder 9. Schuljahr

Das Schulsystem in Deutschland zeichnet sich bisher vor allem durch große Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Schulformen aus. Während die deutschen Gymnasien im internationalen PISA-Vergleich eine herausragende Spitzenstellung einnehmen (582 Punkte bei einem OECD-Durchschnitt von 500 Punkten), sieht es bei den deutschen Hauptschulen eher düster aus (394 Punkte). Ursache für dieses erbärmliche Abschneiden der Hauptschulen ist, dass an deutschen Schulen der Anteil der Schüler, die nicht einmal einfache Informationen aufnehmen und das Thema einfacher Texte erkennen können, bei erschreckenden 13 Prozent liegt. International liegt der Prozentsatz der Schüler, die gerade einmal Grundschulniveau erreichen, dagegen nur bei 6 Prozent.

Vor knapp 40 Jahren konnte man an Hauswänden oft der Spruch lesen: "Macht kaputt was Euch kaputt macht!" Inzwischen hat man den Eindruck, dass diejenigen, die diesen Text damals geschrieben haben, jetzt nach der Devise handeln: "Macht kaputt was erfolgreich ist!" Denn nur so lässt sich erklären, dass die im internationalen Vergleich einzige vorbildliche deutsche Schulform (das Gymnasium) von den rot-grünen Bildungspolitikern zugunsten einer Einheitsschule auf Hauptschulniveau abgeschafft werden soll. Da fragt man sich zwangsläufig, woher denn aus Deutschland die Studenten für die vom Bundeskanzler favorisierten Elite-Universitäten kommen sollen.

Studiengebühren zur Verringerung der Studentenzahlen

Bereits jetzt beklagen Experten, dass in Deutschland im internationalen Vergleich zu wenig Schulabgänger ein Hochschulstudium aufnehmen. Dies ist einer der wesentlichen Gründe dafür, dass z.B. die Industrie über zu wenig junge Ingenieure klagt und die Bundesregierung eine Greencard für ausländische IT-Kräfte eingeführt hat. Und auch das äußerst umstrittene sogenannte Zuwanderungsgesetz wird damit begründet, Deutschland brauche mehr Akademiker.

Statt also die Universitäten besser auszustatten, wollen jetzt die unionsregierten Bundesländer pro Semester eine Studiengebühr von zunächst 500 Euro einführen, Tendenz vermutlich schnell steigend. Der Vorreiter des kostenpflichtigen Erststudiums ist im übrigen der bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber, der bei seiner Kandidatur für das Amt des Bundeskanzlers im Jahre 2002 Studiengebühren noch ausdrücklich abgelehnt hatte (WZ vom 27.1.2005).

Wie sich Studiengebühren auf die Studentenzahl auswirken, lässt sich leicht am Beispiel Österreich ablesen: Seit dort im Jahre 2000 Studenten für ihr Studium zahlen müssen, ist die Zahl der Studenten zurückgegangen (Handelsblatt vom 10.11.2004). Und auch an der Universität Düsseldorf konnte man bereits erste Erfahrungen mit Studiengebühren machen. Seit dort im vergangenen Jahr zu Semesterbeginn eine Studiengebühr für Langzeitstudenten erhoben wird, ist die Zahl der eingeschriebenen Studenten um etwa 25 Prozent zurück gegangen. Der ASTA erwägt bereits, wegen der gesunkenen Einnahmen die Semesterbeiträge für die verbliebenen Studenten empfindlich zu erhöhen.

Der vorläufige Tiefpunkt: Das Abitur nach 12 Schuljahren

Spätestens im Jahre 2011 droht den deutschen Universitäten der völlige Kollaps. Denn dann strömen wegen der Verkürzung der Schulzeit für Gymnasiasten in einigen Bundesländern zeitgleich zwei Jahrgänge an die Universitäten. Allein in Bayern werden dann statt der sonst üblichen 30.000 Abiturienten insgesamt etwa 60.000 Schüler das Gymnasium verlassen. Da die Universitäten bereits jetzt zu etwa dem doppelten ihrer Kapazitäten ausgelastet sind, stehen den Politikern massive soziale Probleme ins Haus. Der Präsident der Universität Würzburg spricht in diesem Zusammenhang davon, durch den Doppeljahrgang werde eine "halbe Generation ihrer Chancen beraubt".

Für die Bildungspolitiker in Deutschland gibt es nach Meinung der urbs-media Redaktion daher nur ein mögliches Urteil: "Setzen, sechs!"

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