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Der Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen bei Opel in Deutschland ist eine unmittelbare Folge des Irak-Kriegs


urbs-media, 1.11.2004: Der Oktober 2004 war einer der schwärzesten Monate für die Arbeitnehmer in Deutschland. Auf Anordnung der General-Motors Firmenzentrale sollen im kommenden Jahr 10.000 Arbeitsplätze bei den deutschen Opel-Werken abgebaut werden, das entspricht in etwa einem Drittel der gegenwärtigen Belegschaft. Damit tragen die deutschen Mitarbeiter von Opel den Hauptteil der Sanierungslasten, mit denen die GM-Zentrale in Detroit durch die Streichung von insgesamt 12.000 Arbeitsplätzen die Verluste in Europa verringern will.

Probleme bei Opel beruhen auf Fehlentscheidungen des GM-Managements

Als in den deutschen Opel-Werken während der 80er Jahre unter der Leitung von deutschen Managern noch Autos für den deutschen Markt produziert wurden, hatte Opel einen Marktanteil von 20 Prozent und deckte den Bedarf vom Einsteigerauto (Corsa und Kadett) über die Mittelklasse (Ascona, Manta und Rekord) bis hin zum Luxussegment (Kapitän, Admiral und Diplomat). Und für sportliche Naturen gab es den Commodore (habe ich früher selbst gefahren), den Monza sowie den GT, die sich in Punkto Qualität, Fahrleistung und Preis durchaus nicht hinter der Konkurrenz verstecken mussten.

Ganz anders stellt sich die Modelpalette und der Marktanteil im Jahr 2004 dar. Die wesentlichen Entscheidungen werden in Amerika getroffen und nur noch 12 Prozent der in Deutschland verkauften Neuwagen stammen aus dem Hause Opel. Im gehobenen Fahrzeug-Segment ist Opel praktisch nicht mehr vertreten, Sportwagen von Opel gibt es im Grunde auch nicht mehr. Was die Qualität der Produkte angeht, so leiden die Fahrzeuge mit dem Blitz am Kühlergrill immer noch unter dem "Lopez-Effekt". Der damalige Kostenkiller hatte nämlich nicht nur die Preise der Zulieferbetriebe gedrückt, sondern auch gleichzeitig dafür gesorgt, dass Opelfahrzeuge binnen kurzer Zeit in den zweifelhaften Ruf kamen, an jeder Ecke mit Motorschaden stehen zu bleiben. Diese Qualitäts-Probleme sind mit dem Abgang von Lopez (der wechselte zu Volkswagen) zwar weitgehend gelöst, es braucht jedoch Jahrzehnte, um den innerhalb kurzer Zeit ruinierten Ruf wieder aufzupolieren.

Die deutschen Opel-Arbeitsplätze werden nach Polen verlagert

Der Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen in Deutschland ist auch nicht die Folge von zu hohen Arbeitskosten in Bochum, Eisenach, Rüsselsheim und Kaiserslautern, sondern das Ergebnis eines politischen Deals zwischen der amerikanischen und der polnischen Regierung. Nach dem Golfkrieg verkauften die Amerikaner nämlich modernste Kampfflugzeuge an den neuen Nato-Partner und treuen Kampfgenossen beim Irak-Krieg. Weil der polnische Staat sich diese Flugzeuge aber eigentlich nicht leisten konnte, wurde ein Kompensationsgeschäft vereinbart: Die Amerikaner verpflichten sich, in Polen mehrere Milliarden US-Dollar zu investieren, und ein Teil dieser Investitionen ist der Ausbau des Opel-Werks im polnischen Gleiwitz. Dort sollen künftig pro Jahr 100.000 Opel-Zafira vom Band laufen, was hauptsächlich zu Lasten des Opel-Standorts in Bochum geht, wo allein im kommenden Jahr ca. 3.100 Stellen abgebaut werden sollen.

Die Verlagerung von Arbeitsplätzen von Deutschland nach Polen als unmittelbare Folge des Irak-Kriegs, dies kann man inzwischen auch in der Presse nachlesen, z.B. in der WZ vom 14.10.2004: "Durch die Stellenverlagerung wird Deutschland für die mangelnde Unterstützung beim amerikanischen Angriff auf den Irak bestraft und Polen für die Entsendung von Besatzungstruppen belohnt, und zwar auf Druck der US-Regierung", so ein leitendes Betriebsratsmitglied bei Opel.

Made in Germany - Arbeitsplatz sichernd

Die Frage, wer in Deutschland alle die schönen Produkte kaufen soll, wenn die Zahl der Arbeitnehmer immer geringer wird und auch die verbliebenen Beschäftigten ihre "sicheren" Arbeitsplätze mit Lohnsenkungen und Arbeitszeitverlängerungen erkauft haben, wurde von uns an dieser Stelle schon mehrfach gestellt. Von den etablierten Parteien kommen da keine Antworten. Es scheint fast so, als würde dieses Problem und dessen wirkliche Ursachen von den Politikern in Berlin überhaupt nicht zur Kenntnis genommen.

Die Lösung kann man z.B. auf den Verpackungen der Firma TechniSat nachlesen. Dort steht: "Made in Germany - Arbeitsplatz sichernd". Und da kommt zwangsläufig der bisher in der öffentlichen Diskussion völlig vernachlässigte Faktor "privater Verbrauch" ins Spiel. Wenn die Kunden beim Einkauf mehr auf die Herkunft ihrer Waren achten, dann werden automatisch auch die Arbeitsplätze in Deutschland gesichert. Dabei darf man jedoch nicht allein auf den Firmennamen schauen, sondern muss den tatsächlichen Herstellungsort feststellen. So betrachtet steckt vermutlich in einem Toyota bald mehr "deutsche Wertschöpfung" als in einem Opel, wenn die GM-Zentrale in Detroit ihre Pläne zum Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen in Deutschland nicht noch in letzter Sekunde stoppt.

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