Inhaltsverzeichnis Reiseführer von Bad Pyrmont
– Römer und Germanen im Pyrmonter Tal –
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Hier lesen Sie von Römern und Germanen im Pyrmonter Tal, von römischen Spuren am südlichen Ortsrand und von dem inzwischen verschwundenen Trauerturn. Bis ins 19. Jahrhundert galt das Pyrmonter Tal daher als ein wahrscheinlicher Austragungsort für die Varusschlacht.
Römer und Germanen
im Pyrmonter Tal
In der Vergangenheit gab es eine Vielzahl von handfesten Hinweisen auf eine starke Präsens der Römer im Pyrmonter Tal. So zeigt eine vom Freundeskreis für Archäologie in Niedersachsen (FAN) veröffentlichte "Dokumentation römischer Fundmünzen aus der Region Weserbergland aus spätaugusteisch-frühtiberischer Zeitstellung" eine auffällige Häufung von Fundstellen in Pyrmont und in der unmittelbaren Umgebung.

Diese Münzfunde sowie eine ungewöhnlich hohe Zahl von germanischen Hügelgräbern und ein sogenannter Trauerturm (Toorn to main) nur zwei Stunden Fußweg westlich von Pyrmont nährten schon früh die Vermutung, dass die dreitägige Varusschlacht ihren Beginn in den Emmerauen zwischen dem heutigen Bad Pyrmont und dem heutigen Schieder hatte.

So berichtet der Brunnenarzt Dr. Karl Theodor Menke in seinem 1818 erschienenen Buch "Pyrmont und seine Umgebung" über diese Trauertürme:

"Das niederdeutsche Wort "Toorn" heißt Turm, das altdeutsche "main" soviel wie Schaden, Unglück, Verlust. Noch zu erdenklichen Zeiten war dies ein 7 bis 8 Fuß hoher Hügel. Man hat ihn, weil man einen kostbaren Inhalt in demselben vermutete, in der Mitte aufgegraben, allein fruchtlos! Keine Schätze oder Altertümer, nicht einmal Mauerwerk hat sich darin vorgefunden. Wahrscheinlich war er vormals noch viel höher, aber auch jetzt kann man noch einen großen Teil des ebenen Schlachtfelds von hier aus überblicken. Der Sage alter Leute nach beklagten hier in Totenliedern die Germanen den Verlust der geliebten Ihrigen. Daher auch der Name, also Klage- oder Trauerturm. Alle diese Orte liegen in einem Bezirk von etwa zwei Stunden im Westen von Pyrmont."

Außerdem beschreibt Menke auf den Seiten 22 bis 23 seines Reiseführers eine Vielzahl von Hügelgräbern, die sich vom Toorn to main in Zweiergruppen in Richtung der Ortschaft Sonneborn erstreckten. Zusammen mit den Orts- und Flurbezeichnungen, die dort vielfach in Zusammenhang mit dem Sieg des Arminius über die Römer gebracht werden, hatte Karl Theodor Menke daher nicht den geringsten Zweifel, den Ort der Varusschlacht im Pyrmonter Tal lokalisiert zu haben.

(Dr. Karl Theodor Menke, Pyrmont und seine Umgebung, S. 22, 23, 24 und 25)

Es verwundert daher auch nicht, dass der Architekt Ernst von Brandel als Standort für das Hermannsdenkmal ursprünglich eine Anhöhe westlich von Bad Pyrmont ins Auge gefasst hatte, weil man in der unmittelbaren Umgebung der Wallanlage Herlingsburg den Ort der so genannten Varusschlacht vermutete. Diese Ortswahl scheiterte letztendlich nur an der fehlenden Bereitschaft der Pyrmonter Ratsherren, den Bau des Denkmals zu unterstützen.

Inzwischen wurden die vom Pyrmonter Brunnenarzt Menke beschriebenen Relikte aus der Germanenzeit aber auf das gründlichste entfernt, so dass zumindest oberirdisch keine Hinweise auf ein mutmaßliches Schlachtfeld mehr zu entdecken sind.

Es gibt aber noch weitere Belege für eine starke Präsens der Römer im Pyrmonter Tal. Denn auf im "Forum Antikefan" veröffentlichten Luftbildern sind unter dem Gras der Emmerwiesen zwischen Bad Pyrmont und Lügde eindeutig die Reste von Gebäuden zu sehen. Ihrer Form nach handelt es sich hierbei möglicherweise um ein römisches Heerlager. Dann wärer das Lager am Südrand des Stadtgebietes von Pyrmont vermutlich das so lange vergeblich gesuchte Sommerlager des Varus, von dem aus er seinen Rückzug ins römische Winterlager am Rhein antreten wollte.

Der einzige offiziell anerkannte Beweis für die massive Anwesenheit der Römer im Pyrmonter Tal ist der so genannte Brunnenfund aus dem Jahr 1863. Damals wurde in der Nähe des heutigen Brunnenplatzes der "Brodelbrunnen" neu gefasst. Im Zuge der Arbeiten stieß man auf ca. 250 überwiegend römischen Gewandfibeln. Die gefundenen Schmuckstücke waren vermutlich eine Opfergabe der Germanen an ihre Quellgötter. Umstritten ist, ob es sich hierbei um Beutestücke aus der Varusschlacht handelte. Dem Quellopferfund ist ein separater Ausstellungsraum im Pyrmonter Schlossmuseum gewidmet.

Mit der Niederlage des Varus im Jahre 9 nach Christi-Geburt war die römische Vorherrschaft im Weserbergland aber keineswegs endgültig gebrochen. Denn schon 6 Jahre später im Jahre 14 zog der römische Feldherr Germanicus mit einem neuen Heer über den Rhein, um an den Cheruskern für die Niederlage des Varus Rache zu nehmen. Endgültig aus dem Gebiet des heutigen Deutschland vertrieben wurden die römischen Truppen erst um das Jahr 300 nach Christus.

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