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Ist die Telekom-Aktie wegen der dreijährigen Dividendengarantie jetzt möglicherweise eine lukrative Kapitalanlage?


urbs-media, 8.3.2010: Die so genannte T-Aktie hat sich für die meisten Anleger bisher zu einem absoluten Alptraum entwickelt. Denn was im November 1996 mit großem medialen Tamtam und einer zuvor nicht gekannten Werbekampagne als so genannte Volks-Aktie unter das deutsche Volk gestreut wurde, hat sich im Nachhinein als echtes Schrottpapier entpuppt. Eine der Ursachen für das finanzielle Fiasko war dabei der Umstand, dass die Telekom - obwohl börsennotiert - vom Kern her ein Staatsunternehmen geblieben ist. Diese Beamtenmentalität gepaart mit dem Realitätsverlust eines Ron Sommer konnten für die Anleger nur zu einem Verlustgeschäft werden.

Damit Sie die lange Leidensgeschichte der T-Aktionäre nachvollziehen können, nachfolgend einige wichtige Kursdaten der Telekom-Aktie:

  • 18.11.1996: Erstemmission der T-Aktie für 28,50 DM (14,57 Euro)
  • 28.6.1999: Zweite Tranche der T-Aktie für 39,50 Euro
  • 6.3.2000: Höchstkurs der T-Aktie bei 103,50 Euro
  • 19.6.2000: Dritte Tranche der T-Aktie für 66,50 Euro
  • 10.9.2001: Der Kurs der T-Aktie fällt erstmalig unter den Ausgabekurs vom 18.11.1996
  • 26.6.2002: Tiefststand der T-Aktie bei 8,14 Euro
  • Juni 2009: Absoluter Tiefststand der T-Aktie bei 7,80 Euro
  • 5.3.2010: Aktueller Stand der T-Aktie bei 9,68 Euro
Wer also die Telekom-Aktie zum Kurshoch von über 100 Euro im Herbst 1999 gekauft hat, musste inzwischen mehr als 90 Prozent seines Kapitals als Verlust abschreiben. Übel sieht es auch für diejenigen Anleger aus, die die T-Aktie bei der dritten Börsenemission im Juni 2000 für 63,50 Euro oder beim zweiten Börsengang am 28.6.1999 für 39,50 Euro gezeichnet haben. Einigermaßen glimpflich sind nur die Zeichner beim ersten Börsengang am 18.11.1996 davongekommen, da sie umgerechnet "nur" 14,57 Euro für eine T-Aktie gezahlt haben. Deren Verlust beträgt daher nur ca. 5 Euro pro Aktie oder läppische 34 Prozent.

Jetzt hat der Telekom-Vorstand den Aktionären für die Jahre 2010, 2011 und 2012 eine Dividendengarantie gegeben. Konkret sollen die Aktionäre unabhängig vom wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens pro Jahr eine Mindestdividende von 70 Euro-Cent pro Aktie erhalten. Ausgehend vom aktuellen Kurs der T-Aktie von etwa 9,68 Euro pro Aktie wäre dies eine Dividendenrendite von 7,25 %.

Lohnt es sich jetzt also, die T-Aktie zu kaufen, um eine möglichst hohe Rendite seiner Anlage zu erzielen? Auf den ersten Blick eindeutig ja! Denn wo anders bekommen Sie für eine dreijährige Anlage eine garantierte Rendite von 7,25 %? Dies gilt zumindest in der Theorie. Denn eine wirkliche langfristige Garantie des Vorstands hinsichtlich der Dividende von Aktien kann es natürlich nicht geben. Die so genannte Dividendengarantie des Telekom-Vorstands ist somit juristisch betrachtet lediglich eine unverbindliche Absichtserklärung.

Aber unterstellen wir einmal, die Telekom zahlt ihren Aktionären tatsächlich jeweils 0,70 Euro pro Aktie in den kommenden drei Jahren: In diesem Fall erhalten Sie eine Dividende von insgesamt 2,10 Euro. Dieser Verdienst ist aber bei der T-Aktie mit einem Risiko behaftet. Denn innerhalb der nächsten drei Jahre kann der Kurs der T-Aktie noch weiter absinken, z.B. auf seinen bisherigen Tiefststand vom Juni 2009 mit 7,80 Euro.

Beispiel: In Erwartung der "garantierten" Dividende erwerben Sie Telekom-Aktien zum Stückpreis von 9,68 Euro. Nach drei Jahren hat die T-Aktie wieder ihren Tiefststand von 7,80 Euro erreicht.

In diesem Fall erhalten Sie zwar eine steuerpflichtige Dividende von 2,10 Euro, erleiden aber gleichfalls einen Kursverlust von 1,88 Euro. Damit haben Sie unter dem Strich in drei Jahren effektiv nur einen Gewinn von 22 Cent je Aktie erzielt, pro Jahr also exakt 7,33 Cent. Dies entspricht dann einer jährlichen Rendite von ca. 0,8 %.

Und der besondere Witz an diesem Geschäft ist dann die steuerliche Behandlung des Aktienengagements: Obwohl der Anleger im Beispielsfall innerhalb von drei Jahren einen Kursverlust von 1,88 Euro je Aktie verbuchen musste, werden die jährlichen Dividendenzahlungen von jeweils 0,70 Euro mit der Abgeltungssteuer, dem Solidaritätszuschlag und mit Kirchensteuer belastet, zusammen etwa 30 Prozent. Und so verbleiben aus einer Dividende von 70 Cent pro Aktie in der Realität dann nur noch 49 Cent.

Damit machen Sie unter Einbeziehung der Abgeltungssteuer und sonstiger Abgaben in dem Beispielsfall in drei Jahren sogar einen Verlust von 41 Cent pro Aktie, zahlen aber dennoch pro Aktie 63 Cent Steuern an den Staat. Ein wirklich todsicheres Geschäft, aber leider nur für den Finanzminister.

urbs-media Praxistipp: Das vorstehende Rechenbeispiel soll Ihnen zeigen, dass Aktien generell nicht als angebliche sichere "Zinspapiere" taugen. Dies gilt auch bei einer so genannten Dividendengarantie: Denn einmal sind derartige Garantien juristisch unverbindlich. Außerdem besteht bei Aktien zusätzlich das Risiko eines Kursrückgangs, so dass trotz vergleichsweise hoher Dividende immer noch ein erheblicher Verlust eintreten kann.

Theoretisch denkbar ist natürlich auch, dass die Telekom-Aktie in den kommenden drei Jahren an Wert zulegen kann. Eine derartige positive Entwicklung ist nach Meinung der urbs-media Redaktion jedoch sehr sehr unwahrscheinlich. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 28.2.2010 heißt es daher: "Eine derartige Ausschüttungspolitik ist das Eingeständnis, sonst nicht mehr viel für einen höheren Kurs der T-Aktie tun zu können."



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