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Nach der US-Hypothekenkrise kommt jetzt die US-Kreditkartenkrise


urbs-media, 27.10.2008: Bereits in unserem Beitrag vom 28.1.2008 mit dem Titel "Führt die US-Schuldenkrise zu einer weltweiten Rezession" hatten wir angekündigt, dass nach der Hypothekenkrise in den USA bald die Kreditkartenkrise kommen wird. Anlass zu dieser Aussage der urbs-media Redaktion war eine kurze Mitteilungen im Handelsblatt vom 22.11.2007. Jetzt gut 10 Monate nach unserer Warnung beherrscht das Thema "Kreditkartenkrise" auch die Medien in Deutschland und besorgte Anleger fragen sich, welche zusätzlichen Risiken hieraus für Deutschland und speziell für die Kreditinstitute in Deutschland entstehen werden.

1. Die wirtschaftliche Situation in den USA spitzt sich dramatisch zu

Zur Verdeutlichung dieses Problems wollen wir zunächst die Situation in den USA kurz darstellen: Nach einem Bericht der Deutschen Welle vom 31.1.2008 hat jeder US-Bürger vom Baby bis zum Greis 4 verschiedene Kreditkarten. Insgesamt haben die US-Bürger inzwischen mehr als 915 Mrd. Dollar an Kreditkartenschulden aufgehäuft, dazu kommen weitere 1.500 Mrd. Dollar für Auto- und andere Konsumentenkredite. Von diesen Krediten ist ein hoher Prozentsatz vermutlich für immer verloren. So geht z.B. die Kartengesellschaft American Express von einer Ausfallquote von ca. 20 Prozent aus. Bei anderen Unternehmen wird die Verlustrate vermutlich noch weitaus höher sein, weil die Kunden von American Express im Branchenvergleich noch als überdurchschnittlich solvent gelten.

Glauben Sie vor allem nicht den amtlichen Statistikzahlen aus den USA! Hier wird seit über zehn Jahren bei der Inflationsrate und den Arbeitslosen massiv betrogen: Nach Aussage des deutschen Vermögensverwalters Jens Erhardt in der Zeitschrift "Euro am Sonntag" vom 28.9.2008 liegt die wirkliche US-Inflationsrate aktuell bei 13 Prozent und die Arbeitslosenrate bei 15 Prozent. Dies ist in beiden Fällen etwa das Dreifache der von der US-Regierung veröffentlichten Werte!

2. Die Auswirkungen der US-Kreditkartenkrise

Die Folgen dieser Kreditkartenkrise treffen die US-Wirtschaft und die Kreditinstitute gleich doppelt: Einmal wurden viele Karten inzwischen eingezogen oder die Kreditlinie massiv gekürzt. Als Folge müssen viele US-Bürger ihre Ausgaben drastisch kürzen, was im Ergebnis zu einem beträchtlichen Umsatzrückgang bei den Anbietern von Konsumgütern und weiter steigenden Arbeitslosenzahlen in Amerika führt. Dementsprechend befindet sich die US-Wirtschaft schon jetzt in einer tiefen Rezession und es fragt sich nur noch, ob es auch zu einer Depression wie im Jahr 1929 kommt. Wir vermuten ja! Die Forderungsausfälle im Kreditkartengeschäft führen außerdem dazu, dass die entsprechenden Unternehmen ihrerseits eigene Bankverbindlichkeiten nicht mehr begleichen können und sich die Kreditkartenkrise nach der Hypothekenkrise zu einer erneuten Finanzkrise entwickeln wird.

Bei den möglichen Auswirkungen auf Deutschland kommt dann das Thema "Verbriefung" ins Spiel, also die Bündelung und der Verkauf von derartigen Forderungen an in- und ausländische Banken und Fondsgesellschaften. Aus der Hypothekenkrise haben wir gelernt, dass es den US-Banken gelungen ist, einen beträchtlichen Teil der faulen Kredite an ausländische und speziell deutsche Kreditinstitute zu verkaufen. Zur Erinnerung: Die Beinahepleite der halbstaatlichen Düsseldorfer Bank IKB wurde in erster Linie dadurch verursacht, dass dieses Unternehmen in großem Umfang in derartige (wertlose) US-Papiere investiert hatte. Jetzt fragt es sich, welche Finanzleichen mit Bezug auf wertlose US-Kreditkartenverträge die deutschen Banken und Sparkassen neben ihren bereits bekannten Fehlinvestitionen in US-Hypothekenpapiere noch in ihren Tresoren versteckt halten.

3. Faule Kreditkartendarlehen auch bei deutschen Banken?

Wenn man das hektische Rettungspaket der Bundesregierung aus der vergangenen Woche bestehend aus Garantien, Staatsbeteiligungen und Liquiditätshilfen betrachtet, dann müssen wir das Schlimmste befürchten. So hat allein die Bayrische Landesbank von einem Tag auf den anderen zusätzlichen einen Finanzbedarf von 6,4 Mrd. Euro angemeldet, wovon möglicherweise ein beträchtlicher Teil des Abschreibungsbedarfs auf die Verwicklung dieser Bank in Verbriefungen auf US-Kreditkarten-Darlehen entfallen könnte. Außerdem zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die von der Bundesregierung vorgesehenen 80 Mrd. Euro vermutlich zu einem großen Teil schon zur Abdeckung des kurzfristigen Finanzbedarfs der staatlichen Landesbanken benötigt werden.

Aus dem nationalen Kreditkartengeschäft in Deutschland drohen hingegen keine unberechenbaren Risiken für unser Finanzsystem. Denn im Gegensatz zu den USA, wo sich Kreditkartenschulden nahezu beliebig anhäufen lassen, gelten in Deutschland die meisten Kreditkarten nur in Zusammenhang mit einem Girokonto. Überziehungen sind also nur in sehr eingeschränktem Maße möglich, so dass derartige Forderungsausfälle gesamtwirtschaftlich betrachtet nicht zu erheblichen wirtschaftlichen Verwerfungen in Deutschland führen können. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es wegen uneinbringlicher Außenstände nicht auch in Deutschland im Bereich der Konsumentenkredite zu einzelnen Unternehmens-Insolvenzen kommen könnte.

urbs-media Praxistipp: Für die Anleger in Deutschland gilt daher weiterhin, sich auf verzinsliche Anlagen bei Banken und Sparkassen mit erstklassiger Bonität zu beschränken. Um Aktien und Zertifikate und speziell um die Papiere von Banken und Versicherungen sollte man weiterhin einen großen Bogen machen. Und besonders wichtig: Lassen Sie sich vor allem nicht unter Hinweis auf die ab 1.1.2009 geltende Abgeltungssteuer und die angeblich dauerhafte Steuerfreiheit für Kursgewinne bei Altanlagen zu riskanten Anlageabenteuern verleiten. Der deutsche Aktienindex Dax hat mit aktuell knapp über 4.000 Punkten seinen Tiefststand vermutlich noch lange nicht erreicht!

Auf die mündliche Anlagengarantie der Bundeskanzlerin in unbegrenzter Höhe sollte man sich nicht verlassen. Denn die Bundesregierung hat noch vor wenigen Jahren selbst die von der EU geforderte gesetzliche Mindestabsicherung von 20.000 Euro pro Sparer und Kreditinstitut verhindern wollen. Deshalb begrüßen wir die Initiative der EU-Kommission, den gesetzlichen Einlagenschutz künftig auf mindestens 100.000 Euro festzulegen!



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