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Verbraucherschützer warnen vor betrügerischer Anrufen der Aktion Nachbarschaftspost.com


urbs-media, 14.4.2008: Das Telefon in Deutschland hat sich in der letzten Zeit immer mehr von einem reinen Kommunikationsmittel zu einem Werkzeug für gewerbsmäßige Betrüger verwandelt. Die neueste Betrugstechnik: Am Telefon meldet sich eine Computer-Stimme mit rheinischem Akzent mit folgender Nachricht: "Guten Tag, für Sie liegt eine wichtige Nachricht Ihres Nachbarn bereit. Um die Nachricht abzurufen, gehen Sie bitte auf unser Internetportal und geben Sie Ihren persönlichen Code ein. Bitte notieren Sie: www.nachbarschaftspost.com, Code: 12345 - Ich wiederhole: www.nachbarschaftspost.com, Code: 12345 - Ich wiederhole: ..." Auch die urbs-media Redaktion erhielt am vergangenen Freitag einen derartigen Anruf.

Wer die genannte Internetadresse anschaut, der sieht dort ein lächelndes Frauengesicht und die blinkende Information: "Sie haben eine Nachricht!" Außerdem wird die Besucher von Nachbarschaftspost.com aufgefordert, den individuellen Code einzugeben, um in wenigen Sekunden zu erfahren, welcher ihrer Nachbarn versucht hat, sie zu kontaktieren. Nur noch schnell den Code eingeben, die eigene Festnetznummer sowie Vor- und Zunamen sowie die E-Mail-Adresse und dann auf "jetzt starten" klicken.

Statt der erhofften wichtigen Nachricht aus der Nachbarschaft hat der Nutzer dann jedoch eine Probemitgliedschaft in der Nachbarschaftspost-Community abgeschlossen, die sich nach Ablauf von 14 Tagen automatisch in einen Zweijahresvertrag mit einer Monatsgebühr von 9 Euro umwandelt. Das perfide daran: Die Vertragsbedingungen erscheinen in grauer Schrift auf grauem Untergrund und sind nur schwer zu entziffern, so dass die Abo-Falle oft nicht entdeckt wird. Und die AGB-Klausel, wonach die Zahlungen halbjährlich im Voraus zu entrichten sind, findet sich auf einer anderen Seite ganz versteckt beir Ziffer 3.6 unter der Überschrift "Anmeldung/Abmeldung".

Die Betrugsmasche der vorgeblichen Nachbarschaftspost hat jetzt auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen auf den Plan gerufen. In einer Mitteilung vom 10.4.2008 raten die Verbraucherschützer ausdrücklich, Zahlungsaufforderungen zu widersprechen und sich auch durch Drohungen nicht einschüchtern zu lassen. Denn nach Meinung der Verbraucherzentrale NRW haben Besucher der Seite keinen Vertrag abgeschlossen oder könnten einen solchen wegen arglistiger Täuschung anfechten. Ein Vertrag wäre im Übrigen auch widerrufbar.

Hinter der Aktion Nachbarschaftspost steckt laut Impressum eine Firma Connection Enterprises Ltd, Suite 205, Main St., Road Town, Tortola auf den British Virgin Islands. In Europa gibt es angeblich ein sogenanntes Service-Center in der Schweiz, und zwar in der Bahnhofstrasse 33 in CH 8620 Wetzikon. An diese Adresse sind laut den AGB von Nachbarschaftspost.com auch eventuelle Vertragskündigungen und Widerrufserklärungen zu senden.

Nach Informationen aus dem Internet war noch bis zum 6.4.2008 Betreiber der Aktion Nachbarschaftspost eine Firma netsolution FZE" aus Dubai, die auch das "Nachbarschaft24.net" betreibt. Und oh Wunder, als das beauftragte Service-Center taucht auch dort wieder die Adresse Bahnhofstrasse 33, 8620 Wetzikon in der Schweiz auf.

urbs-media Praxistipp: Telefon- und Internetbetrügern scheuen es im Regelfall, ihre angeblichen Forderungen in Deutschland gerichtlich durchzusetzen. Die beauftragten Inkassounternehmen verweisen in ihren Mahnungen und in sonstigen Drohschreiben zwar zuweilen auf angebliche positive Urteile für sie, davon sollte man sich aber nicht einschüchtern lassen. Insbesondere die Verbraucherzentralen helfen den Betrugsopfern, sich gegen derartige Machenschaften zur Wehr zu setzen.

Das Amtsgericht Lübeck, dessen Urteil von zahlreichen Inkassobüros als Beleg für die Rechtmäßigkeit derartiger Forderungen herangezogen wird (23 C 2423/07 vom 28.9.2007) sah sich inzwischen sogar zu einer Pressemitteilung gezwungen. Dort heißt es sinngemäß, die entsprechende Entscheidung enthalte keinerlei Aussagen zur Durchsetzbarkeit derartiger Abo-Ansprüche; die Betroffenen sollten sich daher nicht einschüchtern lassen.



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