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Einführung der neuen Eigenkapitalrichtlinie für Kreditinstitute
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Bonitätdes Schuldners (Rating) |
Risikogewichtung | zu hinterlegendes Eigenkapital |
---|---|---|
sehr gute Bonität | 20 Prozent | 1,6 Prozent |
gute Bonität | 50 Prozent | 4 Prozent |
mittlere Bonität | 100 Prozent | 8 Prozent |
schlechte Bonität | 150 Prozent | 12 Prozent |
Im ursprünglichen Vertragsentwurf war vorgesehen, dass die Bonität der Schuldner zwingend durch eine externe Rating-Agentur festzustellen war. Nach dem aktuellen neuen Entwurf sollen jetzt neben externen Ratings auch bankinterne Ratings gleichermaßen anerkannt werden.
Experten vermuten, dass die überwiegende Mehrzahl der kleinen und mittleren Betriebe in Deutschland allenfalls ein durchschnittliches Kredit-Rating erhalten wird. Damit droht vielen Unternehmen dann eine Erhöhung der Zinslast, weil sich die Banken und Sparkassen bemühen werden, insbesondere Betriebe mit guter und sehr guter Bonität als Kreditnehmer zu gewinnen. Mit derartigen Darlehen lässt sich nämlich ein deutlich besseres Kreditgeschäft betreiben als mit Schuldnern, für die ein vergleichsweise hoher Eigenkapitalanteil reserviert werden muss. Mit anderen Worten: Für die Kreditnehmer mit nur mittlerer oder mit schlechter Bonität wird der zur Verfügung stehende Kreditbetrag daher kleiner, was dann zwangsläufig für diese Schuldner zu höheren Zinsen führen wird.
Beispiel: Unternehmer A hat eine sehr gute Bonität. Für einen Kredit muss seine Hausbank nur 1,6 Prozent der Kreditsumme als Eigenkapital hinterlegen. Bei einem Darlehen über 1 Mio. Euro ist dies ein Betrag von lediglich 16.000 Euro. Wenn Unternehmer B mit einer lediglich mittleren Bonität ein gleichartiges Darlehen aufnehmen will, sind hierfür dagegen bereits 80.000 Euro als Eigenkapital zu hinterlegen, also exakt 5 mal mehr als bei einem Schuldner mit sehr guter Bonität.
urbs-media Praxistipp: Auch wenn sich die Einführung der neuen Eigenkapitalrichtlinie wegen des Widerstands us-amerikanischer Kreditinstitute vermutlich weiter verzögert, wirft Basel II in der Bundesrepublik bereits seine Schatten voraus. Denn die Kreditinstitute verschärfen bereits jetzt ihre Vergaberichtlinien für Darlehen. So hat sich z.B. die Bundesbank festgestellt, dass sich die Summe der neu gewährten Darlehen im zweiten Quartal 2003 im Vergleich zum ersten Quartal um 1,7 % verringert hat. Im übrigen Europa hat die Europäische Zentralbank dagegen eine Zunahme der Unternehmenskredite um 1,6 % errechnet.
Insbesondere für die Unternehmen in Deutschland bedeutet dies, dass die Kreditinstitute bereits jetzt im Vorgriff auf Basel II verstärkt auf die Bonität der Schuldner achten. Verweigerte Kredite oder gekürzte Kreditlinien sind deshalb inzwischen an der Tagesordnung. Dies gilt insbesondere für die großen Banken, während die Sparkassen bei ihren Finanzierungszusagen im Regelfall bisher noch vergleichsweise großzügig vorgehen. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen bedeutet dies, dass sie sich besser auf Kreditgespräche mit Banken und Sparkassen vorbereiten müssen. Dabei ist Kenntnis über die internen Rating-Kriterien der Kreditinstitute besonders wichtig, um im Zweifelsfall "die richtigen Antworten geben zu können". So betrachtet kann sich ein externes Rating für Betriebe durchaus lohnen, erfahren sie hierdurch doch ihre Schwachstellen und können entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen. Hierbei ist davon auszugehen, dass die Kosten für ein derartiges externes Rating für kleine und mittlere Unternehmen im Regelfall zwischen 2.500 Euro und 20.000 Euro liegen.