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Auch bei stagnierenden Aktienkursen Börsengewinne durch Bandbreiten-Optionsscheine


urbs-media, 13.8.2001: Börsengewinne trotz Seitwärtstrend der Aktienmärkte? Eine verlockende Vorstellung, die sich für erfahrene Anleger durch sogenannte Bandbreiten-Optionsscheine (auch Range-Warrants oder Corridor-Optionsscheine genannt) verwirklichen lässt. Denn Optionsscheine gibt es nicht nur in der Form der klassischen Call's und Put's, die entweder auf steigende oder fallende Kurse setzen und nur dann Gewinn einbringen, wenn sich die Aktienkurse in die vom Anleger gewünschte Richtung bewegen.

Bandbreiten-Optionsscheine zeichnen sich dadurch aus, dass der Anleger für jeden Kalendertag, in dem sich der Kurs des Basiswertes innerhalb bestimmter Grenzen bewegt, eine Gutschrift erhält. Diese Gutschrift wird dann am Ende der Laufzeit ausgezahlt. Als Basiswert können dabei einzelne Aktien dienen oder auch ein bestimmter Aktienindex, wie z.B. der Deutsche Aktienindex (DAX) oder der Neue-Markt Index (NEMAX).

Bei den Bandbreiten-Optionsscheinen gibt es zunächst zwei verschiedene Typen, die sich insbesondere hinsichtlich des Risikos und der Gewinnmöglichkeit deutlich unterscheiden:

  • Single-Range Optionsscheine: Hier wird für jeden Tag, an dem der Schluss-Kurs des Basiswertes innerhalb der festgelegten Bandbreite notiert, dem Anleger ein fester Betrag gutgeschrieben. Liegt der Kurs des Basiswertes außerhalb der Bandbreite, erfolgt keine Gutschrift. Die einmal angesammelten Gutschriften stellen sozusagen den inneren Wert des Optionscheins dar und sind dem Anleger sicher.

  • Dual-Range Optionscheine: Auch hier erhält der Anleger für jeden Tag eine Gutschrift, an dem der Kurs des Basiswertes innerhalb der festgelegten Grenzen notiert. Verlässt der Kurs des Basiswertes die festgelegte Korridor, wird jedoch ein bestimmter Betrag von dem erreichten Guthaben abgezogen. Der Anleger erhält am Laufzeitende daher nur dann eine Gutschrift, wenn die Anzahl der "Plustage" die Anzahl der "Minustage" übersteigt.
Wegen des erhöhten Risikos eines Totalverlusts bei den Dual-Range Optionscheinen beschränken wir unsere folgende Darstellung auf die Single-Range Scheine, wo uns das Verlustrisiko im Vergleich zu den Gewinnmöglichkeiten zumindest vertretbar erscheint. Die Wertentwicklung von Dual-Range-Optionsscheinen ist dagegen kaum vorhersehbar, so dass sich ein Kauf nur für hartgesottene Spielernaturen empfiehlt.

Beispiel 1 (Bandbreite 5.500 bis 6.500):

Ein Anleger erwirbt am Emissionstag (14.5.2001) Single-Range Optionsscheine der Dresdner Bank (WKN: 715766) zum Stück-Preis von 6,13 Euro. Basiswert ist der Deutsche Aktienindex (DAX), die Laufzeit beträgt 200 Kalendertage bis zum 29.11.2001.

In diesem Zeitraum erhält der Anleger an jedem Tag eine Gutschrift von 0,05 Euro, an dem der Index-Schlusskurs des Dax zwischen 5.500 Punkten und 6.500 Punkten liegt. Maximal ist am Laufzeitende somit ein Auszahlungsbetrag von 10 Euro (200 x 0,05 Euro) möglich. Der mögliche Gewinn beträgt daher 3,87 Euro bei einem Einsatz von 6,13 Euro pro Optionsschein, wenn der DAX während der gesamten 200 Tage den festgelegten Korridor (minindestens 5.500 Punkte und höchstens 6.500 Punkte) nicht verlässt.

Wird an einem dieser Bewertungstage kein Index-Schlusskurs festgestellt, dann zählt als Index-Schlusskurs derjenige des vorausgehenden Bankarbeitstags. Für das Wochenende (Samstag und Sonntag) sind somit die Schlusskurse am vorangegangenen Freitag maßgeblich.

In der soeben fast abgelaufenen ersten Hälfte der Laufzeit ergibt sich für den Anleger folgendes Bild:

Datum Preis Innerer Wert Zeitwert Restlaufzeit
14.5.2001
(Emissionsdatum)
6,13 Euro 0,00 Euro 6,13 Euro 200 Tage
12.8.2001
(90 Tage)
7,46 Euro 4,35 Euro 3,11 Euro 110 Tage

Wie sich unschwer erkennen lässt, steigt der Innere Wert des Optionsscheins stetig an, weil für jeden Tag, an dem der DAX innerhalb der Bandbreite zwischen 5.500 Punkten und 6.500 Punkten geschlossen hatte, dem Anleger 0,05 Euro gutgeschrieben wurden. Dies war bisher an 87 Tagen von 90 Tagen seit der Emission des Optionsscheins der Fall, so dass der Innere Wert 4,35 Euro (87 x 0,05 Euro) beträgt. Am 10.8.2000 lag der Schlusskurs des DAX jedoch erstmals unter der magischen Grenze von 5.500 Punkten. Der Zeitwert sinkt dagegen mit fortschreitender Laufzeit stetig, bis er schließlich kurz vor dem Fälligkeitstermin 0,00 Euro erreicht.

Welchen Betrag der Inhaber des Optionsscheins am 29.11.2001 tatsächlich erhält, hängt von der weiteren Entwicklung des DAX ab. Steigt der Deutsche Aktien-Index erneut bis auf 5.500 Punkte oder darüber, erhält der Anleger auch wieder die vereinbarte Gutschrift von 0,05 Euro je Kalendertag. Dann besteht die begründete Aussicht, dass der Wert des Optionsscheines weiter steigt und möglicherweise (fast) den Höchstbetrag von 10 Euro erreicht. Wer damit rechnet, dass der DAX bald wieder auf mindestens 5.500 Punkten steigen wird und dieses Niveau bis Ende November halten kann, sollte den Optionsschein behalten.

Anders sieht es hingegen dann aus, wenn der DAX in den nächsten Wochen bis zum Ende der Laufzeit des Optionsscheins am 29.11.2001 den Schwellenwert von 5.500 Punkten weiterhin unterschreitet. In diesem Fall bleibt zwar der inzwischen angesammelte Innere Wert (derzeit 4,35 Euro) erhalten, der Zeitwert des Optionsscheins sinkt jedoch unaufhaltsam gegen Null. Der Anleger muss dann damit rechnen, dass er am Fälligkeitstermin weniger als die eingezahlten 6,13 Euro für einen Optionsschein erhält. Wer mit fallenden Indexständen beim Dax rechnet, sollte den Optionsschein verkaufen und den bisher erzielten Zwischengewinn sichern.

Wie bei allen Optionsscheinen besteht übrigens auch bei den Single-Range Warrants das Risiko des Totalverlustes. Seinen gesamten Einsatz verliert der Anleger nämlich immer dann, wenn der Kurs des Basiswertes zu keinem Zweitpunkt den in den Emissionsbedingungen festgelegten Korridor erreicht. Daher sollten Anleger beim Kauf von Bandbreiten-Optionscheinen unbedingt darauf achten, dass sich der aktuelle Kurs etwa in der Mitte zwischen dem Minimum- und dem Maximumwert befindet, damit künftige Kursauschläge nicht sofort dazu führen, dass der Index den festgelegten Korridor verlässt.

Wie wichtig die festgelegte Bandbreite für die Wertentwicklung des Optionsscheins ist, zeigt sich insbesondere an folgendem Beispiel:

Beispiel 2 (Bandbreite 6.200 bis 6.800):

Ein Anleger erwirbt am Emissionstag (14.5.2001) Single-Range Optionsscheine der Dresdner Bank (WKN: 715770) zum Stück-Preis von 3,19 Euro. Basiswert ist der Deutsche Aktienindex (DAX), die Laufzeit beträgt 200 Kalendertage bis zum 29.11.2001.

In diesem Zeitraum erhält der Anleger an jedem Tag eine Gutschrift von 0,05 Euro, an dem der Index-Schlusskurs des Dax zwischen 6.200 Punkten und 6.800 Punkten liegt. Maximal ist am Laufzeitende somit ein Auszahlungsbetrag von 10 Euro (200 x 0,05 Euro) möglich. Der mögliche Gewinn beträgt daher 6,81 Euro bei einem Einsatz von 3,19 Euro pro Optionsschein. Voraussetzung hierfür ist, dass der DAX während der gesamten 200 Tage den festgelegten Korridor (minindestens 6.200 Punkte und höchstens 6.800 Punkte) nicht verlässt.

In der soeben fast abgelaufenen ersten Hälfte der Laufzeit ergibt sich für den Anleger folgendes Bild:

Datum Preis Innerer Wert Zeitwert Restlaufzeit
14.5.2001
(Emissionsdatum)
3,19 Euro 0,00 Euro 3,19 Euro 200 Tage
12.8.2001
(90 Tage)
1,39 Euro 0,45 Euro 0,94 Euro 110 Tage

Da der Schlusskurs des DAX während der ersten 90 Tage der Laufzeit nur an 9 Tagen innerhalb der Bandbreite von 6.200 Punkten bis 6.800 Punkten geschlossen hat, konnte der Optionsschein bisher nur einen Inneren Wert von 0,45 Euro (9 x 0,05 Euro) erzielen. Zu diesem garantierten Restwert kommt dann noch ein Zeitwert von 0,94 Euro, der allerdings zum Ende der Laufzeit immer mehr sinken und schließlich bei 0,00 Euro liegen wird.

Wer diesen Optionsschein am 14.5.2001 zum Ausgabepreis von 3,19 Euro erworben hatte, hat bisher bereits einen Verlust von 1,80 Euro erlitten. Da keine begründete Aussicht besteht, dass der DAX innerhalb der nächsten 110 Tage für einen längeren Zeitraum wieder auf mindestens 6.200 Punkte steigen wird, ist am Verfallstag der Option nur mit einem Auszahlungsbetrag von 0,45 Euro zu rechnen. Um weitere Verluste zu vermeiden, empfehlen wir daher diesen Optionschein zu verkaufen, wenn dies noch nicht geschehen sein sollte.

urbs-media Praxistipp: Bei Kauf von Bandbreiten-Optionsscheinen handelt es sich nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs übrigens um echte Börsen-Termingeschäfte. Der Anleger muss daher von der Bank über die speziellen Risiken derartiger Geschäfte aufgeklärt werden und unterschreiben, dass er die Belehrung verstanden hat (BGH, Urteil vom 5.10.1999 - XI ZR 296/98).



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