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Alle Jahre wieder: Das deutsche Märchen vom weihnachtlichen Kaufrausch


urbs-media, 5.12.2011: Wir haben auf den Internetseiten von urbs-media wiederholt über ein seltsames Phänomen zur Weihnachtszeit berichtet. Da tritt am ersten Adventswochenende ein Verbandsfunktionär des deutschen Einzelhandels vor die Presse und verkündet vollmundig: "Die Deutschen sind in Kauflaune, die Händler rechnen mit einem für sie guten Umsatz im Weihnachtsgeschäft". Bis Ende 2009 war für dieses bizarre Schauspiel der damalige Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE) Hubertus Pellengahr zuständig. Herr Pellengahr hat inzwischen zur "Initiative Neue soziale Marktwirtschaft" gewechselt und beim HDE haben andere die Rolle des Aufschwung-Propheten übernommen. Die Nachricht lautet aber auch im Jahr 2011 weiterhin unverändert: "Die Deutschen befinden sich im weihnachtlichen Kaufrausch".

Und so berichtet z.B. der Stern in seiner Online-Ausgabe am 28.11.2001 unter Berufung auf die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK): "Weihnachtsgeschäft brummt trotz Krise". Da will man natürlich auch beim Focus nicht nachstehen und jubelt entsprechend: "Weihnachtsgeschäft: Krise verdirbt Kauflaune nicht".

Was ist aber nun wirklich dran an diesen Jubelmeldungen der Mainstream-Medien? Tragen die Deutschen tatsächlich das Geld mit vollen Händen in die Geschäfte oder handelt es sich bei diesen Nachrichten vielmehr um reines Wunschdenken und Zweckpropaganda?

Unsere Antwort lautet eindeutig: Wunschdenken! Denn unabhängige Befragungen deuten eindeutig darauf hin, dass die Verbraucher in Deutschland in diesem Jahr nur ein extrem schmales Weihnachtsbudget zur Verfügung haben. Nachfolgend zitieren wir aus einer aktuellen Umfrage von Ernst & Young zu den Kaufabsichten der Deutschen in der Weihnachtszeit 2011.

Und da sieht es bei den Menschen in Deutschland gar nicht nach Kaufrausch und Konsumlust aus. Ganz im Gegenteil: Unter der Überschrift "Krise unterm Weihnachtsbaum" berichtet die Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft Ernst & Young, dass die deutschen Haushalte im Durchschnitt für das Weihnachtsfest 2011 nur noch ein Geschenkebudget von 213 Euro einplanen. Das ist der niedrigste Wert seit fünf Jahren.

Geplante Geschenkausgaben zum Weihnachtsfest

  im Jahr 2007
 246 Euro
  im Jahr 2008
 221 Euro
  im Jahr 2009
 226 Euro
  im Jahr 2010
 233 Euro
  im Jahr 2011
 213 Euro

Quelle: Ernst & Young - Weihnachtsgeschenke 2011

Damit ist das Märchen vom weihnachtlichen Kaufrausch in Deutschland eindeutig widerlegt. Denn aus Sorge um die wirtschaftliche Zukunft im Allgemeinen und die Folgen der Schuldenkrise im Besonderen überlegen viele Verbraucher in Deutschland inzwischen sehr genau, wofür sie ihr Geld ausgeben sollen. Mit den von Ernst & Young ermittelten 213 Euro liegen die Deutschen übrigens deutlich hinter Österreich. Dort beträgt das Weihnachtsbudget 277 Euro. Noch zurückhaltender als die Deutschen bei den Weihnachtsgeschenken sind die Schweizer: Die wollen 2011 nur noch umgerechnet 209 Euro ausgeben.

Wie es um die Konsumstimmung der Deutschen derzeit tatsächlich aussieht, das können Sie auch in einem interessanten Beitrag auf www.querschuesse.de unter der Überschrift "Eine weitere Märchenstunde" nachlesen. Besonders interessant: Die Schere zwischen den tatsächlichen Umsätzen des deutschen Einzelhandels im Weihnachtsgeschäft und den vollmundigen Jubelmeldungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) über die angebliche Konsumfreude der Deutschen geht immer weiter auseinander.

Berücksichtigt man zusätzlich zu den gesunkenen Kaufabsichten die Inflationsrate von gut 3 Prozent, dann droht dem deutschen Einzelhandel zum wiederholten Mal ein Umsatzminus im Weihnachtsgeschäft. Ein Grund hierfür dürfte auch die zunehmende Erkenntnis der Verbraucher sein, dass seit vielen Jahren schon kurz nach den Feiertagen in den ersten Januarwochen eine wahre Rabattschlacht beginnt. Und viele Produkte, die im November und Dezember vom Handel zu Höchstpreisen verkauft wurden, kann man dann Anfang Januar mit 20, 30 oder gar 40 Prozent Rabatt kaufen. Und weil die Kaufkraft des Euro nach Weihnachten deutlich höher ist, stellen immer mehr Menschen ihre „Weihnachtseinkäufe“ zurück und warten die Rabattaktionen Anfang Januar ab.

Nachtrag vom 12.12.2011: Das Märchen vom weihnachtlichen Kaufrausch wird auch durch eine aktuelle Gewinnwarnung von Deutschlands größtem Handelskonzern widerlegt. Denn die Metro warnte in einer Ad-Hoc-Mitteilung vor einem Gewinneinruch. Das unerwartet schwache Weihnachtsgeschäft werde dazu führen, dass im Jahr 2011 sowohl der Gewinn als auch der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr schrumpft.



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