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Was die Verschiebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre für die Menschen in Deutschland wirklich bedeutet


urbs-media, 6.2.2012: Mit dem Anfang des Jahres 2012 sind für die Menschen in Deutschland wieder einige deutliche Verschlechterungen in Kraft getreten. Die wichtigste Verschlechterung ist dabei die schrittweise Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Denn seit 1.1.2012 haben im Jahr 1947 geborene Arbeitnehmer nicht mehr wie bisher mit dem Erreichen des 65. Lebensjahres Anspruch auf die ungekürzte gesetzliche Altersrente - sie müssen jetzt bis zum Ruhestand einen Monat länger arbeiten. Im nächsten Jahr trifft es dann den Geburtsjahrgang 1948, im übernächsten Jahr den Jahrgang 1949 usw. Und wer im Jahr 1964 oder danach geboren wurde, der muss dann bis 67 arbeiten, wenn er seine Altersrente ohne Abzüge bekommen will.

Die Rente mit 67 ist eine versteckte Rentenkürzung

Was von der Politik (sowohl CDU, FDP und Grüne) als zwingende Reaktion auf die steigende Lebenserwartung der Menschen in Deutschland bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit eine versteckte Rentenkürzung. Denn bereits jetzt stehen nur 26,4 Prozent der 60- bis 64-jährigen Menschen in Deutschland in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Oder anders ausgedrückt: Im Jahr 2011 bezog der Großteil der Rentner in Deutschland nur eine gekürzte Altersrente, weil die betreffenden Arbeitnehmer selbst schon das Renteneintrittsalter von 65 Jahren nicht erreichen konnten und vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden mussten.

Es gibt zwar vereinzelte Stimmen in der CSU, die für eine Aussetzung der Rente mit 67 eintreten. Hiernach soll das Renteneintrittsalter nur dann erhöht werden, wenn mindestens 50 Prozent der 60- bis 64-Jährigen noch einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen. Die SPD-Führung hat sogar angekündigt, bei einem möglichen Regierungswechsel die Rente mit 67 aussetzen zu wollen. Damit gibt es zumindest in diesem Punkt eine vollständige Übereinstimmung von CSU und SPD. Die Linke hat übrigens die Rente mit 67 schon von Anfang an abgelehnt. Wir gehen aber davon aus, dass sich selbst nach einem Wahlsieg von Rot-Grün an der Einführung der Rente mit 67 nichts Grundsätzliches ändern wird.

Wie sich die Verlängerung der Lebensarbeitszeit konkret auswirkt

Damit Sie sehen können, wie sich die Lebensarbeitszeit nach der aktuellem Rechtslage je nach Geburtsjahr verlängern, haben wir folgende Tabelle erstellt:

Geburtsjahr des
Versicherten
Anhebung des Renten-
Eintrittsalters um ...
Anhebung des Renteneintrittsalters auf ...
Jahre Monat(e)
1947 1 Monat 65 1
1948 2 Monate 65 2
1949 3 Monate 65 3
1950 4 Monate 65 4
1951 5 Monate 65 5
1952 6 Monate 65 6
1953 7 Monate 65 7
1954 8 Monate 65 8
1955 9 Monate 65 9
1956 10 Monate 65 10
1957 11 Monate 65 11
1958 12 Monate 66 12
1959 14 Monate 66 2
1960 16 Monate 66 4
1961 18 Monate 66 6
1962 20 Monate 66 8
1963 22 Monate 66 10
1964 24 Monate 67 0

Bereits jetzt gelingt es aber nur sehr wenigen Beschäftigten, ihr Erwerbsleben erst mit dem Erreichen der Regelaltersrente mit 65 Jahren zu beenden. Die Folge ist, dass die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten mit teilweise hohen Abschlägen in die Rente geht. So lag z.B. im Jahr 2010 das durchschnittliche Renteneintrittsalter für Männer bei 63,8 Jahren und für Frauen bei 63,3 Jahren. Folglich scheiden z.B. männliche Arbeitnehmer im Durchschnitt etwa 14 Monate vor Erreichen der Regelaltersrente aus dem Berufsleben aus. Bei einem Rentenbeginn mit 67 wird sich der Prozentsatz derjenigen Arbeitnehmer, die vorzeitig in Rente gehen, mit Sicherheit noch deutlich erhöhen.

Finanziell bedeutet der vorzeitige Ruhestand, dass sich für jeden Kalendermonat, für den die Rente vorzeitig beansprucht wird, eine Rentenminderung von 0,3 Prozent ergibt. Wer also bereits ein Jahr vor dem Beginn der Regelaltersrente aus dem Erwerbsleben ausscheidet, der erhält bis zu seinem Lebensende eine um 3,6 Prozent gekürzte Altersrente. Zu beachten ist außerdem, dass sich dieser Rentenabschlag auch auf eine eventuelle Hinterbliebenenrente auswirkt. Diese Abschläge führen bereits jetzt dazu, dass statistisch jeder Rentner pro Monat knapp 140 Euro weniger Rente erhält.

Beispiel: Ein Arbeitnehmer, der trotz des für ihn geltenden Renteneintrittsalters von 67 Jahren bereits mit 63 Jahren aus dem Berufsleben ausscheidet, erhält eine um 14,4 Prozent gekürzte Altersrente (48 x 0,3 %).

Wie die Deutschen durch willfährige Statistiker getäuscht werden

Die Behauptung der Politiker, der deutschen Gesellschaft drohe eine Überalterung durch sinkende Geburtenraten und gleichzeitig steigende Lebenserwartung ist wahrlich nicht neu. So prophezeiten bereits in der Weimarer Zeit die Bevölkerungsforscher eine Überalterung des "Volkskörpers" Und Konrad Adenauer soll angesichts der Geburtenzahlen im Jahr 1953 geäußert haben: "Dann sterben wir ja aus!" Die deutsche Urangst vor dem Schrumpfen ist sogar das Thema eines 1980 erschienenen Romans von Günter Grass (Kopfgeburten oder Die Deutschen sterben aus).

Was ist nun aber wirklich dran an dem andauernden Demographie-Geschwätz in Deutschland? Ist die offiziell geschürte Angst vor einer Überalterung der Gesellschaft und vor dem angeblich drohenden Fachkräftemangel womöglich nur eine geschickte Lüge, um politische Ziele durchzusetzen, die ansonsten am Widerstand der Bürger scheitern würden?

Die Demographie-Lüge wird widerlegt

Der Statistikprofessor Dr. Gerd Bosbach von der Fachhochschule Koblenz kommt in einem Beitrag in der Süddeutschen Zeitung zu Beginn des Jahres 2012 jedenfalls zu völlig anderen Ergebnissen.

So hat der angeblich drohende Fachkräftemangel nichts mit der sinkenden Geburtenrate zu tun, sondern ist eindeutig die Folge einer verfehlten Bildungspolitik. Denn nach einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung wurden alleine in den Jahren 1990 bis 2005 gut 1,5 Mio. Menschen in Deutschland nicht entsprechend ihren Fähigkeiten ausgebildet. Der Ruf vieler Politiker nach einer verstärkten Zuwanderung von ausländischen Fachkräften nach Deutschland ist deshalb scheinheilig und soll von den eigentlichen Problemen ablenken.

Dies gilt gleichermaßen für die von der Politik den Menschen in Deutschland verordnete Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Wer diese Maßnahmen als alternativlose Reaktion auf die gestiegene Lebenserwartung begründet, ist nämlich ein plumper Lügner. Denn derartige Behauptungen verschweigen den voraussichtlichen Produktivitätsfortschritt in den nächsten 30 oder 50 Jahren. So ist z.B. die Produktivität in Deutschland von 1990 bis Heute um gut 30 Prozent gestiegen. Diese Zunahme des Wohlstands floss aber überwiegend in die Taschen der Großindustrie und des Finanzkapitals, während die meisten Menschen in Deutschland ihren Lebensstandard mit Mühe und Not gerade einmal halten konnten. Diese Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums zu Lasten der Arbeitnehmer wird durch die Rente mit 67 weiter fortgesetzt.



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